Muss man an die Jungfrauengeburt glauben?

Muss man an die Jungfrauengeburt glauben? Neun einfache und nicht ganz einfache Fragen und Antworten, in: Faszination Bibel 4/2020, 54-57:

„Natürlich nicht. Niemand muss irgendetwas glauben. Im Gegenteil: Glaube muss immer freiwillig sein. Keiner darf zum Glauben an irgendetwas gezwungen werden. Das ginge auch gar nicht. Die bessere Frage lautet: Kann ich an die Jungfrauengeburt glauben? Und warum oder warum
nicht? Diese Frage betrifft erstmal nur mich persönlich.

Neben der ganz persönlichen gibt es noch eine zweite Frage. Sie betrifft mein Verhältnis zu anderen Christen: Darf ich von anderen Christen erwarten, dass sie an die Jungfrauengeburt glauben? Oder muss ich das sogar von ihnen erwarten? …“

Die Frau schweige in der Gemeinde?

„Eure Frauen sollen in den Gemeindeversammlungen schweigen …“ (1. Kor 14,33b-35)

Augenscheinlich verlangte der Apostel Paulus von den Christinnen in Korinth, dass sie in Gemeindeveranstaltungen schweigen sollten. Wenn sie Fragen hätten, sollten sie diese zuhause ihren Ehemännern stellen. In einem anderen Kapitel desselben Briefes ging Paulus dagegen ganz selbstverständlich davon aus, dass Frauen in Gemeindeveranstaltungen beteten und prophetisch redeten (1. Korinther 11). Wie passen diese beiden scheinbar gegensätzlichen Aussagen zusammen?

Dieses Schweigegebot für Frauen lässt sich nur auf dem Hintergrund der damaligen Kultur richtig verstehen lässt. Die griechisch-römische und die jüdische Kultur der antiken Welt waren in vielerlei Hinsicht anders als unsere heutige westliche Kultur.

Im zweiten Teil des Vortrags geht es um die Frage, ob Christinnen, die die Bibel ernst nehmen wollen, immer noch schweigen sollen. Wie kann im Umgang mit diesem Thema die Methode der Kontextualisierung hilfreiche Wege eröffnen?

Gottes himmlischer Vizekönig

Gottes himmlischer Vizekönig, in: Faszination Bibel 2/2020, 12-16:

„Die großen christlichen Feiertage sind wie Alpengipfel. Der Aufstiegt ist je nach Trainingszustand mehr oder weniger mühsam. Aber der Ausblick lohnt jede Anstrengung. Auch Himmelfahrt ist solch ein hochalpiner Gipfel. Das Fest ist nicht ganz so populär wie Ostern und vor allem Weihnachten. Es wird auch nicht so ausführlich gefeiert. Aber es bietet uns einmal pro Jahr einen Anlass, uns daran zu erinnern, was die Spitzenaussagen unseres christlichen Glaubens sind …“

Stylistic Diversity in the Corpus Ciceronianum and in the Corpus Paulinum

Stylistic Diversity in the Corpus Ciceronianum and in the Corpus Paulinum: A Comparison and Some Conclusions, in: Journal for the Study of Paul and his Letters 9 (2019) 118-157:

„The stylistic diversity in the Corpus Paulinum is not greater than that in Cicero’s oeuvre. In contrast to the Corpus Ciceronianum, however, the style differences in the Corpus Paulinum are less easily explained by a gradual stylistic improvement of the apostle Paul. The other scholarly explanations for the style differences in the Corpus Ciceronianum are better applicable to the style differences in the Corpus Paulinum. The different communication situations, the different types of texts, and the different addressees can plausibly explain many stylistic differences among the four Pauline letter groups. As scholarly explanations for the style differences in Cicero’s work imply, the different styles in the Corpus Paulinum need not be attributed to multiple authors. (Otherwise, Pauline scholars would have to argue against the scholarly consensus and claim that a substantial part of Cicero’s oeuvre is in fact pseudepigraphical.)“

Die historisch-kritische Methode in der Bibelwissenschaft

Die historisch-kritische Methode in der Bibelwissenschaft. Ihre Geschichte, ihre Leistungsfähigkeit und ihre Grenzen, in: Biblisch erneuerte Theologie 3 (2019) 53-87:

In der modernen Bibelwissenschaft werden sowohl die exegetische als auch die historische Methode als „historisch-kritische“ Methode bezeichnet. Die Wurzeln dieses Sprachgebrauchs reichen bis in die Antike. Seit dem 19. Jahrhundert wird das Adjektiv „kritisch“ auch mit der Bedeutung prinzipiell „wunderkritisch“ verwendet. Daher kann „historisch-kritisch“ seitdem auch „historisch-wunderkritisch“ heißen. Die Frage, ob jemand „die“ historisch-kritische Methode befürwortet, lässt sich daher nicht mit einem einfachen „ja“ oder „nein“ beantworten. Die exegetische Methode besteht aus der synchronen und der diachronen Textanalyse. Gerade die exegetische Arbeit an einem so begrenzten Material wie den biblischen Texten muss sich vor der Gefahr der Überinterpretation hüten. Auch wenn die exegetische Methode mit Augenmaß angewandt wird, kann sie jedoch keinen existenziellen Zugang zu den biblischen Texten erzeugen. Das vermag nur eine pneumatische Erfahrung, die die exegetische Methode freilich nicht einschränken darf, sondern ergänzen muss. Die historische Methode besteht vor allem aus der äußeren und der inneren Quellenkritik. Der Historiker muss sich vor einem methodischen Misstrauen gegenüber den historischen Quellen hüten sowie vor einem daraus folgenden hyperkritischen Umgang mit seinen Quellen. Auch eine optimal angewandte historische Methode kann jedoch nur Wahrscheinlichkeitsurteile und keine absolute Gewissheit erzeugen. Eine ausreichende Gewissheit, dass die neutestamentlichen Kernaussagen zutreffen, entsteht nur durch den Heiligen Geist. Das im 19. Jahrhundert in die bibelwissenschaftliche Arbeit eingeführte Kriterium einer philosophischen Wunderkritik wurde besonders durch (David Friedrich Strauß und) Ernst Troeltsch weit verbreitet. Wissenschaftliche Kritiker dieser philosophischen Wunderkritik halten die Festlegung auf solche philosophischen Voraussetzungen für unangemessen und fühlen sich auch und gerade im Blick auf ihre Gottesvorstellung zur methodischen Offenheit verpflichtet (Abstract).

Wozu brauchen wir eigentlich Jesus?

Wozu brauchen wir eigentlich Jesus? in: anruf 3/2019, 15-17:

„ICH GLAUBE AN GOTT.“ Diesen Satz sagen wir Christen oft. Und das ist gut so. Es kommt mir aber so vor, als würden wir den Satz „Ich glaube an Jesus“ seltener sagen. Und einmal ganz einfach gefragt: Reicht der Glaube an Gott nicht aus? Wozu brauchen wir eigentlich Jesus? Warum soll man auch noch „entschieden für Christus“ sein? Wenn mir jemand diese Frage stellt (und wir etwas Zeit haben), gebe ich ungefähr diese Antwort: … (weiterlesen)

Das Besondere an Himmelfahrt ist nicht die Himmelfahrt

Jesu himmlische Thronbesteigung, in: Idea Spektrum 22/2019, 20-22:

Die großen christlichen Feiertage sind wie Alpengipfel. Der Aufstiegt ist je nach Trainingszustand mehr oder weniger mühsam. Aber der Ausblick lohnt jede Anstrengung. Auch Himmelfahrt ist solch ein hochalpiner Gipfel. Das Fest ist nicht ganz so populär wie Ostern und vor allem Weihnachten. Es wird auch nicht so ausführlich gefeiert. Aber es bietet uns einmal pro Jahr einen Anlass, uns daran zu erinnern, was die Spitzenaussagen unseres christlichen Glaubens sind. Erzählt wird die Himmelfahrt Jesu, soweit das möglich ist, im ersten Kapitel der Apostelgeschichte. Ich finde aber, um sie zu verstehen, müssen wir unsere Perspektive erweitern. Denn über die Bedeutung von Himmelfahrt wird am Anfang der Apostelgeschichte kaum etwas gesagt. Ich versuche es einmal mit zehn Thesen zu einigen biblischen Kerntexten … (weiterlesen)