Pseudepigraphy/Forgery

Pseudepigraphy/Forgery, in: Dictionary of Paul and His Letters, 2nd edition, Hg. S. McKnight u.a., Downers Grove: InterVarsity, 2023, 877-882:

1. Anonymity, Orthonymity, Pseudonymity and Allonymity

2. Different Kinds of False Attribution

3. False Attribution with Deceptive Intent

4. False Attribution without Deceptive Intent

5. The Deceptive Intent of False Attribution in Early Christian

6. The Moral Evaluation of Literary Forgery by its Authors

7. Roman-Catholic Coping Strategies for Canonical Pseudepigraphy

8. Protestant Coping Strategies for Canonical Pseudepigraphy

Wahrheit und Dichtung – Glaube und Geschichte – Geist und Methode

Dieser Vortrag, der Ende 2022 auf der Marburger Tagung des AgO gehalten wurde, beantwortet auf Wunsch der Veranstalter überblicksartig mehrere Fragen zur bibelwissenschaftlichen Arbeit am Neuen Testament in geistlicher Perspektive: (1) Konnten antike Historiker zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden? Wollten die neutestamentlichen Evangelisten zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden? (2) Worin unterscheidet sich der historische Wahrheitsanspruch der Bibel von unserem modernen Wahrheitsverständnis? Nach welchen Regeln haben antike Geschichtsschreiber historische Reden wiedergegeben? Nach welchen Regeln haben die neutestamentlichen Geschichtsschreiber historische Reden wiedergegeben? (3) Was ist die historisch-kritische Methode und wie ist sie zu beurteilen? Was ist das Grundproblem der historisch-wunderkritischen Methode? (4) Wie verhalten sich ein wissenschaftlicher und ein geistlicher Zugang zum Neuen Testament zueinander?

Das Konzept der sexuellen Orientierung in der Antike und im Neuen Testament

Das Konzept einer konstitutionellen sexuellen Orientierung ist uns in unserer modernen westlichen Gesellschaft seit Langem geläufig. In der aktuellen sexualethischen Diskussion taucht gelegentlich die Frage auf, ob man in der Welt des Neuen Testaments ein solches Konzept auch schon kannte.

In einigen bibelwissenschaftlichen Veröffentlichungen werden spätestens seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts – oft nur nebenbei und ohne nähere Begründung – folgende Behauptungen aufgestellt: In der Antike hat man nicht gewusst, dass es sich bei Homosexualität um eine irreversible Prägung handelt. Darum konnte auch der Apostel Paulus nicht wissen, dass Homosexualität eine unverschuldete und unveränderbare Veranlagung ist. Weil Paulus alle Menschen für heterosexuell hielt, ist er Menschen mit einer homosexuellen Orientierung nicht gerecht geworden.

In diesem Vortrag begründe ich anhand der wichtigsten antiken Quellen zum Thema, warum ich diese Urteile über den antiken Kenntnisstand zur sexuellen Orientierung für unzutreffend halte.

Von der Bibel zur ethischen Praxis: Wie hat Paulus seine Ethik entwickelt?

In der Glaubensbasis der Evangelischen Allianz Deutschland (2018) heißt es: „Die Bibel … ist von Gottes Geist eingegeben, zuverlässig und höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung“. Um herauszufinden, wie es ist, wenn man sich genau an die Bibel hält, unternahm der US-amerikanische Journalist A. J. Jacobs (geb. 1968) ein interessantes Experiment. Darüber hat er ein Buch geschrieben, das auch ins Deutsche übersetzt worden ist: „Die Bibel & Ich. Von einem, der auszog, das Buch der Bücher wörtlich zu nehmen“. Jacobs hielt sich ein Jahr lang so streng wie möglich an die über 700 Regeln, die er in der Bibel gefunden hatte. Vier Monate widmete er dem Neuen und acht Monate dem Alten Testament. In seiner alttestamentlichen Phase spendete er (nicht zehn, aber) zwei Prozent seines Einkommens (Lev 27,30). An den Samstagen erledigte er keinerlei Arbeit (Ex 20,8), sondern überließ sie seiner Frau. Und an Gesetzesbrechern vollzog er (symbolische) Steinigungen (Lev 20,27). Dieser Erfahrungsbericht zeigt, wie eigenartig es wäre, das Gesetz des Mose als Handbuch für die christliche Ethik zu verwenden. Christen, die sich daran halten würden, hätten ein außerordentlich schweres Leben (und würden sich außerdem lächerlich machen) …

Wie viele der drei Pastoralbriefe hat Paulus geschrieben?

(Besprechung von) J. Herzer, Die Pastoralbriefe und das Vermächtnis des Paulus. Studien zu den Briefen an Timotheus und Titus, Hg. Jan Quenstedt (WUNT 476), Tübingen: Mohr Siebeck, 2022, in: AfeT Rezensionen (22. Okt. 2022):

Seit Jens Herzer, Professor für Neues Testament an der Universität Leipzig, vor etwa 20 Jahren begonnen hat, sich intensiver mit den Pastoralbriefen zu befassen, widerspricht er mit gleichbleibender Konsequenz der in der deutschen und internationalen Fachwelt etablierten Mehrheitsmeinung, diese drei Briefe könnten nicht von Paulus verfasst worden sein. Unter Verweis auf die „Third Quest“ in der Jesusforschung und die „New Perspective“ in der Paulusforschung plädiert er dafür, auch im Blick auf die Pastoralbriefe einen Paradigmenwechsel zu vollziehen (62). Offensichtlich teilt er die von ihm zitierte Überzeugung des amerikanischen Neutestamentlers Luke Timothy Johnsons, es gebe in der neutestamentlichen Echtheitskritik eine „große und rätselhafte Kluft zwischen der massiven sozialen Realität des derzeitigen wissenschaftlichen Konsenses und der Qualität der Methoden und Argumente, mit denen er vermeintlich gestützt wird“ (23). H.s von der Mehrheitsmeinung unabhängige Arbeit an den Pastoralbriefen hat ihn zu drei markanten Überzeugungen geführt … (download)

Können Frauen durch Kindergebären gerettet werden?

Ein FTH Podcast

Es gibt Texte der Bibel, mit denen wir als heutige Leser, die nicht in der antiken Welt der Bibel gelebt haben, wenig anfangen können. Und ein solcher Text ist mit Sicherheit der Vers aus 1.Tim 2,15, wo der Apostel Paulus schreibt, „dass Frauen durch das Kindergebären gerettet werden.“ Was hat es mit dieser Aussage auf sich und wie kann sie auf dem Hintergrund der Antike interpretiert werden?

Salvation by Childbearing in the Context of Ancient Arguments against Sexual Intercourse, Pregnancy and Child-rearing (1 Tim 2:15)

Saving Wealthy Ephesian Women from a Self-Centered Way of Life (1 Tim 2:15): Salvation by Childbearing in the Context of Ancient Arguments against Sexual Intercourse, Pregnancy and Child-rearing, in: Troubling Texts in the New Testament, Hg. M. Klinker-De Klerck u.a. (Contributions to Biblical Exegesis and Theology 113), Leuven: Peeters, 2022, 257-283:

„As far as I am concerned, one of the most troubling texts in the New Testament is 1 Tim 2:15: ‚She (i.e., the woman) will be saved through childbearing …‘ … Many Bible readers regard Paul’s statement in 1 Tim 2:15 as very unfair in several respects. First, what about women who live as singles, voluntarily or involuntarily? What about married women who cannot have children for medical reasons? Further, why did Paul admonish just women to have children and not also men? Why did he lose sight of gender equality? And finally, is this passage not irreconcilable with passages such as Gal 3:28, where Paul advocated the soteriological equality of the sexes, and with 1 Cor 7:8, where Paul encouraged unmarried women and widows to remain single? I suspect that because of these issues most Christians and Christian churches find it difficult to do anything constructive with this troubling passage of Scripture and simply ignore it.

One of the harshest scholarly verdicts on 1 Tim 2:15 was pronounced by Annette Merz. She believes that according to this passage ‚women are reduced to the status of uteri‘. For women, ‚the consummation of a marriage becomes in and of itself a redemptive act‘. Therefore, ‚the husband becomes the redeemer of his wife. Christ attains his eschatological goal for women only by means of the husband’s expropriation of his wife’s body‘. Consequently, 1 Tim 2:15 ‚constitutes nothing less than the annulment of the soteriological equality of the sexes‘ by preaching ‚a unique way of salvation for women that disqualifies them as a matter of principle from an ascetic way of life‘.It is obvious that Merz emphatically disapproves of such an unfair view of women. And her sense of revulsion against these views is quite comprehensible …“


La méthode historico-critique en recherche biblique

La méthode historico-critique en recherche biblique: son histoire, son potentiel, ses limites, in: Lire la Bible aujourd’hui. Perspectives croisées sur les défis contemporains, Hg. L. Jaeger, Paris: Société Biblique Française – Bibli’O, 2022, 293-325:

„L’expression « méthode historico-critique » est ambiguë. Elle ne recouvre pas une mais (au moins) deux méthodes d’analyse d’un texte donné. Je commencerai donc par examiner cette terminologie qui peut prêter à confusion. Dans la plupart des livres les plus influents sur la méthodologie du Nouveau Testament, on accorde en général plus de place à la méthode exégétique qu’à la méthode historique. C’est pourquoi j’examinerai non seulement la méthode exégétique mais aussi la méthode historique Bien évidemment, je soulignerai leurs forces et j’indiquerai aussi leurs limites. S’agissant de ces deux méthodes la question surgit : quelle différence cela fait-il si les exégètes et les historiens interprètent les textes bibliques d’un point de vue chrétien croyant ? Cette dimension pneumatique ou spirituelle de la recherche biblique est souvent absente des ouvrages sur la méthode du Nouveau Testament. J’aborderai cette question à propos de l’interprétation exégétique et historique du Nouveau Testament. Pour finir, je considèrerai la relation entre la méthode historico-critique et la critique a priori du miraculeux. Quelle est la différence principale entre une approche dogmatique ou absolue et une approche ouverte à l’égard des éléments surnaturels dans les textes bibliques1? …“

Mythos Ostern: Sagenhafte Legende oder wahre Hoffnung?

Zählen die Osterereignisse zu den zahlreichen religiösen Mythen, die die Kulturen der Welt zu bieten haben? Oder kann man den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus tatsächlich als historische Ereignisse werten? Inwiefern bedeutet Ostern Hoffnung für uns und unseren Planeten? Zu diesen Fragen sind Univ.-Prof. Dr. Markus Öhler und Prof. Dr. Armin Baum miteinander im Gespräch.

Univ.-Prof. Dr. Markus Öhler ist Professor und Institutsvorstand am Institut für Neutestamentliche Wissenschaft an der Evangelisch-Theologischen Fakultät Wien. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören antike Religionsgeschichte, die Geschichte und Sozialgeschichte des frühen Christentums, Epigraphik, Paulus und der Römerbrief.

Dr. Armin D. Baum ist Professor für Neues Testament an der Freien Theologischen Hochschule Gießen, sowie Leiter der Abteilung Neues Testament und Prorektor für Forschung. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die antike und frühchristliche Geschichtsschreibung und Pseudepigraphie, interdisziplinäre Ansätze zur synoptischen Frage, neutestamentliche Hermeneutik, Männer- und Frauenrollen in der Antike und im Neuen Testament sowie Papias von Hierapolis.

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