Von der Bibel zur ethischen Praxis: Wie hat Paulus seine Ethik entwickelt?

In der Glaubensbasis der Evangelischen Allianz Deutschland (2018) heißt es: „Die Bibel … ist von Gottes Geist eingegeben, zuverlässig und höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung“. Um herauszufinden, wie es ist, wenn man sich genau an die Bibel hält, unternahm der US-amerikanische Journalist A. J. Jacobs (geb. 1968) ein interessantes Experiment. Darüber hat er ein Buch geschrieben, das auch ins Deutsche übersetzt worden ist: „Die Bibel & Ich. Von einem, der auszog, das Buch der Bücher wörtlich zu nehmen“. Jacobs hielt sich ein Jahr lang so streng wie möglich an die über 700 Regeln, die er in der Bibel gefunden hatte. Vier Monate widmete er dem Neuen und acht Monate dem Alten Testament. In seiner alttestamentlichen Phase spendete er (nicht zehn, aber) zwei Prozent seines Einkommens (Lev 27,30). An den Samstagen erledigte er keinerlei Arbeit (Ex 20,8), sondern überließ sie seiner Frau. Und an Gesetzesbrechern vollzog er (symbolische) Steinigungen (Lev 20,27). Dieser Erfahrungsbericht zeigt, wie eigenartig es wäre, das Gesetz des Mose als Handbuch für die christliche Ethik zu verwenden. Christen, die sich daran halten würden, hätten ein außerordentlich schweres Leben (und würden sich außerdem lächerlich machen) …