Homosexualität aus exegetischer und seelsorgerlicher Perspektive: Welche hermeneutischen Entscheidungen führen zu welchen ethischen Positionen?

in: Von Hermeneutik und Ethik. Beiträge zur Frage der Homosexualität in Bibel und Gemeinde, Hg. W. Heinrich / J. Wagner, Theologische Impulse, Witten: Bundes-Verlag, 2024, 7-39:

Das Vorbereitungsteam der Theologischen Woche hat mich gebeten, in meinem Vortrag noch einmal zu erklären, welche hermeneutischen Entscheidungen zu welchen sexualethischen Positionen führen. Und wie man als Freikirche oder Gemeindebund trotz unterschiedlicher Antworten auf eine wichtige sexualethische Frage zusammenbleiben kann.

Unter Homosexualität verstehe ich im Folgenden ein „sich auf das eigene Geschlecht richtendes sexuelles Empfinden und Verhalten“ (Duden). Weil das Thema weitläufig und der Raum für diesen Vortrag bzw. Aufsatz begrenzt ist, präsentiere ich meine Gedanken nicht ausführlich, sondern nur skizzenhaft und beschränke mich auf die großen Hauptlinien.

Ich beginne mit einem Überblick über die verschiedenen Antworten, die in der Fachliteratur auf die doppelte Frage gegeben werden, wie homosexuelles Verhalten in der Bibel bzw. im Neuen Testament beurteilt wird und welche Relevanz dieses Urteil für unsere christliche Ethik und Seelsorge hat. Dabei sind vier Weggabelungen zu unterscheiden: die exegetische (1), die historische (2), die des Schriftverständnisses (3) und die seelsorgerliche (4) …